
Es gehört schon
etwas dazu, sich mit neun Jahren vor ein 80-köpfiges Publikum zu stellen und
selbst verfasste Gedichte vorzutragen. Ronja Knapheide tat genau dies. Mit der
„Open Stage"-Veranstaltung soll das kulturelle Angebot in Mettingen erweitert
und Besucher in den Schultenhof gelockt werden.
METTINGEN. Mut hat sie. Es gehört schon etwas dazu, sich
mit neun Jahren vor ein 80-köpfiges Publikum zu stellen und selbst verfasste
Herbstgedichte vorzutragen. Ronja Knapheide tat dies bei der „Open
Stage“-Veranstaltung des Fördervereins im Haupthaus des Schultenhofs. Mit dem
ungewöhnlichen Kulturformat „Open Stage“, das in dieser Form dort zum ersten Mal
war und in die Reihe „LiteraTour“ eingebettet ist, will der Förderverein
Schultenhof das kulturelle Angebot in Mettingen erweitern und Besucher in den
Schultenhof locken.
Bei der Veranstaltungsform der Offenen Bühne kann jeder
mitmachen, der einmal in Form eines Kurzauftritts Bühnenluft schnuppern will.
Damit ist sie die ideale Einstiegsmöglichkeit für Talente. „Alte Hasen“ können
mit weniger Risiko als andernorts Neues ausprobieren, und das Publikum erlebt
immer wieder Überraschendes.
So auch am Mittwochabend, als die Zuschauer den je
zehnminütigen Kurzauftritten folgten. Die Moderation hatte Ulrich Müller-Etzbach
übernommen. Die Palette reichte vom Vortrag selbst verfasster Gedichte über
professionell vorgetragene Chansons bis hin zu gefälligem Pianospiel. Mehrfach
bei den Auftritten vertreten waren Mitglieder des Theaters Rabatz aus
Ibbenbüren. Leiter Robert Rickert führt dort junge Leute ans Schauspielen heran.
Die Zuschauer bekamen einiges geboten: Wann kann man an
einem Abend „großes, altes Theater“ mit Antigone, Chansons von Zarah Leander und
jiddische Volksmusik, begleitet von einem Akkordeon, erleben. Dass man beim
Küssen zur Schwangerschaftsprävention Präservative über den Kopf ziehen sollte
oder die Ansichten eines psychisch gestörten Jungen hautnah erlebt, ist für die
Zuschauer auch neu.
Vom Bauernhof scheint Marleen Knüppe zu kommen. Sie
verkörperte eine Kuh, die ein „Schwein zur Sau“ macht und dem verfressenen
Hofhund die Leviten liest. Weitere Themen des unterhaltsamen Abends waren die
bedrückende szenische Darstellung einer ungewollten Schwangerschaft eines jungen
Mädchens, der vierhändige Pianoauftritt von Christin Schmidt und Alina Bok, die
erst seit Kurzem zusammen spielen und viel Applaus einheimsten.
Es gab auch Premieren: Rebecca Schulze mit ihrer
Kurzgeschichte „In mir die Dunkelheit“ und von Thomas Michael Hartmann, der an
einer längeren Erzählung mit dem Titel „Der Visse“ schreibt: „Wussten Sie, dass
der Durchschnittsbürger am Tag 16 000 Wörter spricht?“ In unserer Region
schaffen viele Menschen nur die Hälfte. Ignaz Visse schafft noch viel weniger.
„Der redet nicht.“ Auf die Veröffentlichung darf man gespannt sein.
Das sehr gemischte Publikum nahm die Darbietungen positiv auf und honorierte
mit Applaus.